Das Reizdarm-Syndrom- Beschwerden verstehen und Heilung unterstützen

In Deutschland leidet mindestens jeder 6. unter einem Reizdarm. Vermutlich sind es sogar noch mehr Menschen, die dauerhaft unter einem Mix aus Verdauungsbeschwerden wie Krämpfen, Durchfällen, Blähungen oder Verstopfung leiden. Das Beschwerdebild kann sehr unterschiedlich sein und bedarf einer ärztlichen Abklärung, bevor die endgültige Diagnose Reizdarm gestellt werden kann.

Da der Darm eng mit unserem Nervensystem verbunden ist, reagiert er sehr sensibel auf Stress und psychische Belastungen. Ebenso scheint die Gabe von Antibiotika und Ernährungsgewohnheiten eine Rolle zu spielen. Auch wird beobachtet, dass in der Vorgeschichte Darminfektionen oder Lebensmittelvergiftungen den Zustand der Darmschleimhaut nachhaltig verschlechtert haben könnten.

Viele Betroffene haben eine regelrechte jahrelange „Odyssee“ hinter sich, bis sie die endgültige Diagnose gestellt bekommen. Wichtig dabei ist vor allem, Krankheiten auszuschließen, die eine ähnliche Symptomatik aufweisen wie z.B.: Zöliakie, Laktoseintoleranz, Divertikulitis, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Doch auch wenn eine eindeutige Diagnose vorliegt, wird eine ganzheitliche und umfassende Therapie häufig nicht angeboten, da Kassenärzte kaum Möglichkeiten haben, diese auch abzurechnen. So fühlen sich viele Reizdarm-Patienten alleine gelassen und begeben sich selbst auf die Suche, um ihre Beschwerden dauerhaft in den Griff zu bekommen.

Mit einem Reizdarmsyndrom zu leben bedeutet, ein großes Maß an Lebensqualität zu verlieren. Der Alltag wird oft regelrecht blockiert von den täglichen Beschwerden. Diese können die Nacht zum Tag machen oder ganz plötzlich auftreten und ebenso schnell wieder verschwinden. An langfristige Planung und konstante Leistungsfähigkeit ist da nicht zu denken. Besonders in stressigen Zeiten geht oft gar nichts mehr. Die Patienten sind oftmals nicht einmal mehr in der Lage, das Haus zu verlassen. Häufige Fehlzeiten sind die Folge, die zu immer mehr Stress führen und den Darm dadurch immer mehr aus dem sensiblen Gleichgewicht bringen.

Aktuelle Studien zeigen eindeutig, dass das Reizdarmsyndrom das soziale und private Leben der Patienten stark beeinflusst: pro Jahr kostet diese Erkrankung den Unternehmen nach Berechnung auf internationaler Ebene pro an Reizdarm erkrankten Mitarbeiter ca. 500 – 1.200 Euro/Jahr.

Das Verdauungssystem braucht Ruhe und einen geregelten Ablauf um sich zu regenerieren. Was unser „Bauchhirn“ mit seinen vielen Nervenzellen überhaupt nicht vertragen kann sind viele Stresshormone und wechselnde Tagesabläufe. Die Verdauung ist ein sehr komplexes System an unterschiedlichen Rhythmen, die alle zusammen koordiniert werden müssen.

Die Ursachen des Reizdarms können also nicht nur innerhalb des komplexen Verdauungssystems selbst, sondern auch außerhalb zu finden sein. So gesehen ist es daher unerlässlich, auch die Psyche und den Alltag so zu gestalten, dass der Darm sich regenerieren kann. Was umso schwieriger ist, wenn der Patient ständig durch eben diese Krankheitszeiten immer wieder aus dem Rhythmus „geworfen“ wird. So gesehen braucht es eine Therapie, die sowohl im Darm selbst, als auch in der Psyche ansetzt und von „mehreren Seiten“ das Problem Reizdarm angeht.

Grundsätzlich ist es vor allem ein Problem des „Mikrobioms“- der in Symbiose im Darm lebenden gesunden Bakterien. 1-2 kg dieser fleißigen Helfer haben wir insgesamt in unserem bis zu 400 m2 großen Verdauungstrakt. Mit ihrer Hilfe werden wichtige Immunzellen stimuliert, Vitamine hergestellt, Schleimhautzellen geschützt und Glückshormone zur Verfügung gestellt. Als Gegenleistung werden sie regelmäßig mit Nahrung versorgt und vor Feinden geschützt. Eine echte „Win-Win“-Situation eben. Wenn alles im Gleichgewicht ist.

Bei Streß, fettreicher Nahrung, Alkohol und einigen Medikamenten wird die Schutzschicht aus Schleim auf den Darmzellen lückenhaft. Dadurch bekommen die Darmzellen direkten Kontakt zu den Bakterien, die nun eine Entzündungsreaktion auslösen können. Das bewirkt eine Erhöhung der Temperatur der Darmschleimhaut, was zu einer verminderten Leistung der Darmbakterien führen kann und sogar zu Lücken in der Schleimhaut beiträgt. Solche Schleimhautdefekte lassen Nahrungsbestandteile, schädliche Substanzen und Verdauungssäfte ungehindert in die empfindliche Schleimhaut eindringen. Die Folge sind eine beschleunigte Eigenbewegung des Darms und die Aussendung von Schmerzbotenstoffen. Krämpfe, Durchfälle und vermehrte Blähungen stellen sich ein.

Hilfreich wäre in diesen Fällen Schonkost, Medikamente zum Schutz der Darmschleimhaut und Probiotika zur Regeneration des Bakterienrasens. Wichtig ist auch, die Psyche der Betroffenen zu stabilisieren. Die einzelnen Faktoren, die die Beschwerden der Betroffenen auslösen, können sehr unterschiedlich sein und müssen in jedem Fall individuell betrachtet werden.

Als besonders wirksam haben sich Pflanzenstoffe herausgestellt, die durch eine spezielle Verarbeitung in der Lage sind, sich wie ein schützendes Pflaster auf die entzündete Darmschleimhaut zu legen und sich mit ihr zu verbinden. Die gesunden Darmbakterien können auf dieser Schicht ebenso guten Halt finden und ihre Aufgaben übernehmen. Sobald die Zellen zur Ruhe gekommen sind beginnen sie sich wieder zu regenerieren und die Lücken zwischen ihren Zellwänden zu schließen. Im besten Fall werden dann Entzündungsbotenstoffe immer weniger ausgesendet und mit der Zeit beginnen die Darmzellen wieder mit der eigenen Schleimproduktion.

Zur Behandlung des Reizdarmsyndroms steht eine große Bandbreite an Möglichkeiten zur Verfügung. Dennoch ist eine geeignete Ernährung wichtig, um die Gasmenge im Darm zu verringern.

Besonders wirksam scheint die FODMAP-Diät zu sein, die besonders wenige Saccharide und fermentierbare, mehrwertige Alkohol enthält. (https://www.fodmaps.de/)

 

 

 

 

 

 

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