Denn das Ganze ist mehr, als die Summe seiner Teile…
Oder: Der Mensch besteht nicht nur aus zusammengewachsenen Zellen.
Der große Unterschied zwischen dem Wunderwerk Mensch und einer Maschine (wie zum Beispiel einem Auto) besteht darin, dass alle unsere Organe bis zu jeder einzelnen Zelle miteinander verbunden sind.
Die Organisation des körperlichen Organismus ist weitaus komplexer als die eines Autos, und doch funktioniert er mit einem Minimum an bewusster Kontrolle. Der Stromkreis des Gehirns und der Nerven ist viel subtiler als jedes Computersystem. Alles ist untrennbar miteinander verwoben.
Bei einer Krankheit ist eine übliche Methode, Organe zu trennen, Störungen als lokale Krankheit zu betrachten. Überall, wo „Fehlsteuerungen“ mit „Blockern“ und „Senkern“ unterdrückt werden, wird möglicherweise das „große Ganze“ außer Acht gelassen. Genügt es, die Warnsignale (hoher Blutdruck, Cholesterin, Sodbrennen oder Schmerzen) zu beseitigen, ohne nach der Wurzel des Übels zu suchen?!
Der Versuch, den Körper mit Gewalt zu kontrollieren, ist so, als wolle man Wellen mit einem Brett glätten, und kann dadurch noch mehr Aufruhr zur Folge haben.
Der menschliche Körper hat die gleiche angeborene Intelligenz wie das Ökosystem der Natur, und die Weisheit des Wunderwerkes Mensch muss man mit Geduld und Respekt behandeln. Die Homöopathie ist durch Beobachtung entstanden. Ein Homöopath glaubt nicht an die linearen Denkweisen von Theoretikern, sondern handelt nach den Gesetzmäßigkeiten der Natur, nach der wirklichen Erfahrung. Der Wissenschaftler macht Experimente, die immer außerhalb der natürlichen Gegebenheiten stattfinden. (Mittlerweile werden Wirkstoffe von Mathematikern am Computer „kreiert“.) Forschungsergebnisse und Fachwissen sind ohne Zweifel etwas wunderbares, aber aus eben diesem Grunde haben sie eine hypnotische und faszinierende Qualität, die zur Vernachlässigung der Natur selbst führen kann, wenn des Guten zuviel getan wird.
Wenn daher die „Gesetzesvorschriften“ verabsolutiert werden und alles nach Regeln und Computer geschieht, rufen die Leute verzweifelt nach einem vernünftigen Menschen.
Man muss ein „Gespür“ dafür haben, das man nicht mit Worten ausdrücken kann. Wie bei jeder Kunst, z.B. der Musik, Kochkunst, Malerei oder ähnlichem.
Sicherlich gibt es in der Homöopathie genaue Regeln, die zu befolgen sind, doch es ist mit den Regeln wie bei den Farben in der Malerei. Wer glaubt, es gäbe nur die 4 Grundfarben und sich nach genauen Vorschriften hält, wird nie zu einem Genie werden.
Ein guter Homöopath wird den Patienten als ganzen Menschen wahrnehmen, sich Zeit lassen und mit einem feinen Gespür dem Körper zuhören. Er wird sein Gegenüber sprechen lassen, statt zu maßregeln und er wird gegen übliche Regeln verstoßen, nicht weil er widerspenstig oder gegen Regeln eingestellt ist, sondern weil die Heilkunst davon lebt, dass sie Regeln intelligent hinterfragt.
Es ist die intelligente Wahrnehmung des Laufs der Dinge, so wie der Steuermann die Sterne beobachtet und der Matrose auf die Strömungen und Winde achtet. Das Ziel ist sicherlich nicht gleich zu sehen, doch wer sich mit dem Strom bewegt, wird das Ziel finden….