„Deal with your emotions“ oder „Emotionen- der Weg zu Deiner Freiheit“

Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, dann kann ich mich vor allem daran erinnern, dass mich immer alles unglaublich berührt hat. Einfache Dinge, tägliche Handlungen kamen bis tief in mein Herz. Ich erinnere mich daran, dass ich jeden Tag meiner geliebten Mami zugewunken habe, als ich morgens in die Schule ging. Viele Meter weit. Bis irgendwann das Haus unserer Nachbarn den Blick versperrte. Dass ich mich immer so gefreut habe, wenn mein Papi mir abends die Zahnbürste mit Zahncreme auf meinen rosa Zahnputzbecher gelegt hat. Er hätte es nicht tun müssen- ich hätte es längst selbst gekonnt- aber es war ein Zeichen seiner Liebe zu mir.

Ich war immer sehr mit der Natur verbunden, habe jeden kleinen Käfer bewundert und mir gewünscht, sie würden mit mir sprechen können. Es hat mich tief verletzt, wenn ich von Grausamkeiten und Misshandlungen Menschen oder Tieren gegenüber gehört hatte. Monatelang bekam ich diese Bilder nicht mehr aus meinem Kopf. Später war diese Empfindsamkeit ein Hindernis. Ich bemerkte, dass andere Menschen mit dieser Art Sensibilität nicht gut umgehen konnten. Es dämmerte mir, dass irgendetwas an mir nicht stimmte.

Irgendwie schaffte ich es, so zu tun, als wäre ich wie alle. Ich wollte um jeden Preis akzeptiert und gemocht werden. Ich setzte die Meinung der anderen über meine eigene Wahrnehmung. Irgendwann wurde der innere Druck immer stärker und ich rutsche in eine immer schwierigere Lage und immer düstere Gedanken kamen mir in den Sinn. Müdigkeit und das ständige Gefühl zu schwach zu sein begleiteten mich Tag für Tag. Ich brauchte eine Pause- „a deep rest“. Mit anderen Worten: Ich wurde depressiv. Ich brauchte eine Pause von meinen Masken, die ich mir jahrelang aufgesetzt hatte, um ja nicht kritisiert zu werden.

Ich fing an zu meditieren, Unmengen an Büchern zu lesen. Ich trat aus der Kirche aus, widmete mich dem Taoismus und ZEN- Buddhismus. Jahrelang habe ich gesucht, mich in Frage gestellt, gezweifelt und gedacht, angekommen zu sein. Doch die Reise ging immer weiter und weiter. Bis zu dem Punkt, als unser Sohn zur Welt kam und ich die OP danach fast nicht überlebt hätte. Mir war damals klar – kurz bevor ich für die Narkose die Augen schloss- dass es sehr wahrscheinlich ist, dass ich sterbe.

In diesem Moment habe ich kapituliert. Ich habe mich vollkommen hingegeben. Ganz egal, was kommt. Ich habe losgelassen…mein Leben, mein Kind (das eben erst zur Welt kam und dass ich mehr liebte als alles andere), meinen Mann und alles was mir im Leben wichtig war. Ich habe es gegeben. Dankbar und glücklich habe ich es freiwillig gegeben. Ich habe es dem göttlichen anvertraut. Habe es in die Hände der großen Kraft gelegt, die ich in diesem Moment so deutlich spüren konnte….und wie durch ein Wunder habe ich diese OP überlebt. Es gab wohl große Komplikationen mit dem Blutverlust und der Narkose, aus der ich fast nicht erwacht war. Doch ich hatte überlebt.

Von diesem Tag an war alles, was ich erleben durfte, ein Geschenk. Es war ein „add on“. Denn ich hatte mich auf den Tod eingestellt. Ich hatte ihn akzeptiert. Voll und ganz. Es war für mich schwer zu begreifen, dass ich noch da war. Dass ich dieses kleine Wesen wiedersehen und in meinen Armen halten durfte. Dass ich atmen und fühlen konnte.

Von da an liebte ich mehr denn je. Ich freute mich wieder über winzige Kleinigkeiten, über die schönen Dinge ebenso wie über Streit und Missgeschick. Denn es war ein Geschenk.

Ich begrüßte von nun an alle Emotionen. Ich badete regelrecht darin. Ich liebte es zu lachen und zu weinen, Wut zu spüren und zu schreien. Mir fiel auf, dass ich nicht nur mich selbst und meine Familie liebte wie nie zuvor; ich hatte plötzlich ebenso eine komplett andere Sichtweise über Menschen. Ich gab ihnen mehr Raum, verurteilte nicht mehr und fing sogar an, viele Menschen sympathisch zu finden, die ich früher abgelehnt hätte.

Mehr und mehr hielt ich mich in meiner Gefühlswelt auf, vertraute meiner Intuition und lebte möglichst zurückgezogen. Ich ging viel mit unserem Sohn und meinen Hunden spazieren. Lauschte der Natur und sah mir abends den Sternenhimmel an.

Eines abends wurde ich mir bewusst, dass ich keinen einzigen Gedanken mehr in meinem Kopf hatte. Vollkommene Stille. Plötzlich nahm ich alles ganz anders wahr. Ich war vollkommen im Moment. Total im Jetzt. Keine Probleme, keine Fragen- absolute Stille. Mir wurde heiß, brennend heiß. Ich hatte das Gefühl innerlich zu verglühen. Ich schaute mich in unserem Haus um- ich konnte alles mit einer viel intensiveren Wahrnehmung sehen. So, als ob ich eine verdreckte Brille abgenommen hätte. Alles strahlte eine unvergleichliche Intensität aus. Ich ging in den Garten um mich abzukühlen. Es war Winter und es lag Schnee. Ich schaute zu den Sternen und wusste: „All das, der Himmel, die Sterne das bin auch ich. Ich sah mich im Garten um, ich fühlte mich mit allem verbunden. Ich war eins mit der Welt.“ Dies war keine Illusion. Es war die Realität. Mein Verstand hatte durch diese Pause mir erlaubt, einen Blick auf die Wirklichkeit zu werfen. Einzutauchen in das Jetzt. Im Jetzt gibt es keine Zweifel.

Dieser Zustand hat mir gezeigt, wie klein unser Verstand ist. Dass wir die Welt dadurch nicht mehr so wahrnehmen können, wie sie ist. Dass wir mit unserer „selbstgebauten“ Verstandesbrille unser eigenes Gefängnis am Leben halten.

Der Weg zu diesem Glück, das absolut ist, kann nicht mit dem Kopf begriffen werden. Er ist das Ergebnis von Vertrauen, Mut und festen Glauben. Er führt durch unsere Emotionen mitten hindurch. Durch alle Facetten unseres Seins. Erst wenn wir alle Gefühle willkommen heißen und sie durchleben, sie fühlen und annehmen, werden wir erstaunt etwas sehr Wichtiges feststellen: Die Angst vor den Gefühlen ist unbegründet. Denn der Abgrund, vor dem wir stehen, wenn wir uns fürchten vor der Hingabe ist nur 20 cm tief. Doch das bemerken wir erst, wenn wir springen.

Für echtes inneres Wachstum gibt es nur 3 Dinge, die umzusetzen sind. Sie sind einfach vom Kopf zu begreifen, doch sehr schwer umzusetzen: LIEBE (die größte Kraft im Universum), WAHRHEIT (der Mut, unsere eigene Wahrheit zu leben) und der tiefe WUNSCH (und der Glaube) zu wachsen. Es ist die HINGABE an das Leben selbst. Paradoxer Weise fühlen wir uns dann als Teil des unendlichen Universums und nehmen uns selbst intensiver war. Doch werden immer bescheidener. Denn wir wissen, dass wir nur ein winziges Bruchstück dieses so riesigen und einzigartigen Universum sind. Dass es noch so viel zu entdecken gibt. Und dass jeder für sich auf seinem ganz eigenen Weg ist – in seiner eigenen Geschwindigkeit.

Quellen:

https://divinetruth.com/sites/main/en/index.htm#welcome.htm

 

 

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