Höher, schneller, weiter…wie permanenter Leistungsdruck der Psyche schadet

 

Viele Menschen sind unzufrieden, weil ihre Wünsche sich nicht erfüllt haben. Oder weil ein Wunsch sich erfüllt hat, aber sich dann im Nachhinein herausgestellt hat, dass es der Falsche war.

Wir rennen Tag für Tag vielen Wünschen hinterher. Immer und immer wieder. Bis wir erschöpft sind, bis wir genug haben vom ständigen wollen und haben müssen.

Es ist ein Phänomen unserer Wohlstandsgesellschaft, dass sich viele permanent unzufrieden fühlen. Sie vergleichen sich, wollen besser sein, schneller und effektiver.

Hauptsache, die Fassade glänzt. Hauptsache der Lebenslauf ist spektakulär. Sehr viel Energieaufwand für das Selbstbild, das wir nach außen hin polieren. Das hat sicher seine Vorteile, doch wie schnell werden wir abhängig von dem Zuspruch, den wir bekommen…? Wie lange dauert es, bis wir uns von uns selbst immer weiter entfernen und gar nicht mehr wissen, wer wir wirklich sind?

Wie sehr interessieren wir uns für unsere wirklichen Bedürfnisse und auch die der Anderen, wenn wir uns ständig messen und vergleichen? Plötzlich gewinnen wir Konkurrenten, statt Freunde. Wir geben nur noch das preis, was unverfänglich ist. Womit niemand wirklich etwas anfangen kann. Halten lieber „Small Talk“, um nicht angreifbar und verletzlich zu sein.

Oberflächlichkeit bestimmt dann unseren Alltag. „Masse“ statt „Klasse“. Eine Abwärtsspirale, die bei vielen – vor allem jungen Menschen – in unserer Gesellschaft immer häufiger zu einer echten Lebenskrise wird.

Immer häufiger leiden Menschen jüngeren und mittleren Alters unter Angststörungen, Depressionen, Panikattacken und Burn-out. Diese Erkrankungen können viele Ursachen haben. Doch immer häufiger spielt die Sichtweise und der Umgang mit dem Umfeld eine entscheidende Rolle. Wenn Freundschaften immer oberflächlicher und kurzlebiger werden, dann fehlt vielen Betroffenen die Möglichkeit, sich auf andere Menschen wirklich verlassen zu können. Befristete Arbeitsverträge und häufige Umzüge führen zu immer neuen Herausforderungen, die es schwer machen tiefe Bindungen zu Menschen aufzubauen.

Wie Essen, Trinken und Schlafen ist es ein Grundbedürfnis des Menschen, intensive und liebevolle Bindungen aufzubauen. Damit muss nicht immer eine Beziehung  gemeint sein, denn auch die Bindung an Freunde und das soziale Umfeld sind für das seelische Wohlbefinden unumgänglich.

Es ist ein grundlegendes Bedürfnis, geliebt und anerkannt zu werden. Fehlt es an Zuspruch und Lob in der Kindheit und fehlen tiefe und echte Bindungen zu Bezugspersonen, dann kann die Psyche dauerhaft Schaden nehmen. Ein geringes Selbstwertgefühl und wenig Selbstbewusstsein ist der Nährboden für alle möglichen psychischen Leiden. Dieses Gefühl der Wertlosigkeit kann bis ins Erwachsenenalter aufrecht erhalten bleiben und sich sogar verstärken, wenn die oben beschriebenen äußeren Faktoren mit hineinspielen.

Besonders achtsam sollten wir mit der Betreuung von Kindern sein. Sicherlich ist es gut und richtig, Kita-Plätze für die Kleinsten anzubieten. Viele Eltern haben einfach nicht die Möglichkeit, ihre Kinder bei Verwandten betreuen zu lassen, während sie arbeiten. Doch leider sind viele Kindergärten und Kitas unterbesetzt und tun sich schwer, allen Kindern gerecht zu werden. Es ist einfach unmöglich, immer die gleiche und passende Bezugsperson für jedes Kind bereitzustellen. Die Erzieher arbeiten oft am Rande ihrer Belastbarkeit. Die kurzfristigen und immer wechselnden Beziehungen der Kinder können sich nachteilig auf deren Entwicklung auswirken. Möglich sind zu wenig Selbstwert, Probleme eine unverwechselbare Identität aufzubauen und selbstbewusst Grenzen zu setzen.

Wichtig ist für die Betroffenen möglichst genau zu analysieren wo die Defizite liegen. Schritt für Schritt die Auslöser oder Verstärker der Beschwerden im Alltag zu erkennen und bewusst zu meiden. Oftmals hilft bereits das Erkennen von falschen Denkmustern oder Glaubenssätzen krankmachende Verhaltensweisen zu ändern. Stück für Stück wieder zurück ins Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu kommen. Wieder auf Menschen offen zuzugehen und Freude an einfachen Dingen des Lebens zu entwickeln.

Es ist ein Prozess, der anfangs eine hohe Eigenmotivation der Betroffenen benötigt. Denn der Weg aus der  „Anerkennungs“- Falle ist steinig. Viele Ängste verstärken sich gerade zu Beginn des Weges. Außerdem bekommt oft das Umfeld die Veränderung der Person mit und versucht, diese wieder in die „alte Position“ zu drängen. Doch durchhalten lohnt sich- für ein neues und selbstbestimmtes Leben.

Betroffene sollten sich unbedingt Hilfe holen und mit ihrem Hausarzt, Facharzt, Psychologen oder Heilpraktiker ect. sprechen. Nur eine dauerhafte Veränderung der Lebensweise führt langfristig aus der Leistungsfalle.

 

 

 

 

 

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